Pünktlich zum heutigen Herbstanfang zieht sich ein gemeinschaftliches Raunen durch die hiesige nicht ausschließlich heterosexuelle Gemeinschaft.
Vorbei sind sie, die Wonnetage, an denen sie lieben Brüder und Schwestern Hand in Hand schwadronierend und lustwandelnd durch die Erfurter Innenstadt ziehen konnten. Ein Blick hier, ein Schwätzchen dort. Kreischende, sich in die Arme fallende, mit Bussis überflutende, abenteuerliche Wesen.
Wohlwissend, im gleißenden Licht nicht als das erkannt zu werden, was sie wirklich sind:
Glückliche, zum verwertbaren Teil der Gemeinschaft erhobene und vor allem heiratswillige IndividualistInnen.
Ja, das war eine schöne Zeit.
Nun beginnt es wieder, das Verhüllen der gepflegten sonnengebräunten Körperteile, auf die wir doch so stolz sind.
Aber, so heißt es, jedes Ende sei wiederum ein neuer Anfang.
Nun ist die Zeit der Langhosen- und Rollkragen-Wollpulli-Trägerinnen gekommen.
Jener Leidensgenossinnen, welche die Sommerzeit mit stillen Flüchen und sehnsüchtigen Blicken, eingekapselt in ihren engen Behausungen oder wahlweise auch in Männerkleidern verbringen mussten.
Denn sie konnten es sich nicht leisten, barbeinig, -bäuchig und -häuptig Kontakt zur nicht-transidenten Außenwelt aufzunehmen.
Zu sehr störte lästige Körperbehaarung. Und erst das Schwitzen in schmalen Höschen, die versprachen, dem Körper eine femininere Form zu geben.
Zu sehr verstörte der Anblick von biologischen Frauen, welche genau das tragen konnten, was die holde Weiblichkeit ausmacht: schnucklige kurze mini Mini-Röckchen auf glatten zur Geltung gebrachten Hüften mit den dazu farblich abgestimmten spinnenbeindürren Buchtenhaltern.
Nun sind ihre Tage gekommen. Hinaus aus den muffigen Wohnblöcken. Hinein in die offenen aufnahmebereiten Arme unserer vielbesungenen Gemeinschaft.
Endlich nun können auch sie an dunklen sonnenverhangenen Herbsttagen die weiblichen Seelen im Schatten der Anger-Hochbauten vor den neugierigen Blicken verstecken. Geschützt vor Anfeindungen, Diskriminierungen und Verhöhnung der lieben Brüder und Schwestern.
Drum lasset uns nun einstimmig das Lied der weißen Friedenstaube summen. Mit stolzen aufrechten Blicken auf die errungenen Freiheiten, die für uns erkämpft wurden.
Das ist die heutige Empfehlung vom dienstlich beflissenen Yves eures Chilligays-Lebenshilfe-Teams.